Gebärmutterkörperkrebs

"Das Wesentliche, das einem Mut zum Leben gibt, ist schon die Familie."
Frau Hille von Bredow, Diagnose 2018

Endometriumkrebs ist auch bekannt als Gebärmutter- bzw. Gebärmutterkörperkrebs oder Uteruskarzinom. Der Krebs entsteht dabei im Endometrium, der inneren Auskleidung der Gebärmutter. Das ist das Gewebe, das sich jeden Monat während des Menstruationszyklus aufbaut und mit der Regelblutung abgebaut wird, es sei denn, eine Schwangerschaft tritt ein.

Endometriumkrebs ist eine der häufigsten gynäkologischen Krebsarten. Durchschnittlich gibt es in Deutschland circa 10.500 Neuerkrankungen pro Jahr. In den meisten Fällen sind Frauen in den Wechseljahren bzw. nach der Menopause betroffen. Das durchschnittliche Erkrankungsalter ist 69 Jahre.

In den vergangenen Jahren haben sich sowohl Verständnis als auch Diagnostik und Behandlung des Gebärmutterkrebses sehr verändert, denn zunehmend fließen neue Forschungserkenntnisse auch in die Behandlungsmethoden ein und verbessern die Heilungschancen.

Die genaue Ursache warum Gebärmutterkebs entsteht, ist nicht immer eindeutig feststellbar. Es wird angenommen, dass verschiedene Faktoren dazu beitragen können, dass sich Krebszellen im Endometrium entwickeln.

Hormonelle Ungleichgewichte: Ein erhöhter Östrogenspiegel kann das Risiko für Endometriumkrebs erhöhen. Dieses Ungleichgewicht kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, wie eine späte Menopause, eine frühe erste Menstruation, unregelmäßige Menstruationszyklen oder die Verwendung von Hormonersatztherapien ohne Progesteron.

Alter: Endometriumkrebs tritt in der Regel bei Frauen nach der Menopause auf. Das Risiko steigt entsprechend mit zunehmendem Alter.

Familiäre Vorgeschichte: Frauen mit einer Familiengeschichte von Endometriumkrebs oder bestimmten erblichen genetischen Syndrome wie dem Lynch-Syndrom haben ein höheres Risiko zu erkranken.

Tamoxifen: Frauen, die Tamoxifen zur Behandlung oder Prävention von Brustkrebs einnehmen, haben ein leicht erhöhtes Risiko für Endometriumkrebs.

Diabetes: Frauen mit Typ-2-Diabetes haben ein erhöhtes Risiko für Endometriumkrebs, möglicherweise aufgrund von insulinbezogenen Wachstumsfaktoren.

Polyzystisches Ovarsyndrom (PCOS): Bei Frauen, die an PCOS leiden, treten häufiger hormonelle Ungleichgewichte auf, die das Risiko für Endometriumkrebs erhöhen können.

Keine Schwangerschaften: Frauen, die nie schwanger waren, haben möglicherweise ein höheres Risiko für Endometriumkrebs.

Strahlentherapie: Frauen, die zuvor Strahlentherapie im Beckenbereich erhalten haben, beispielsweise zur Behandlung von Gebärmutterhalskrebs, können ein erhöhtes Risiko für Endometriumkrebs haben.

Krankhaftes Übergewicht (BMI über 30): Eine Adipositas führt zu einer erhöhten Produktion von Östrogen im Fettgewebe, was wiederum ein Hormonungleichgewicht nach sich zieht und das Risiko für Endometriumkrebs erhöht.

Bitte denken Sie daran, dass das Vorhandensein dieser Risikofaktoren nicht zwangsläufig bedeutet, dass eine Frau Endometriumkrebs entwickeln wird. Viele Frauen mit einem oder mehreren dieser Risikofaktoren erkranken niemals daran. Dennoch ist es ratsam, regelmäßige zur Vorsorge zu gehen, um eine frühzeitige Erkennung und Behandlung zu ermöglichen.  

Endometriumkrebs kann verschiedene Symptome verursachen. Insbesondere im frühen Stadium der Erkrankung gibt es jedoch kaum spezifische bis gar keine Symptome. Sollten Symptome auftreten, können diese folgende sein:
  • Blutungen nach der Menopause (wenn die Menstruation eigentlich für mindestens 12 aufeinanderfolgende Monate bereits aufgehört hat)
  • Vaginale Blutungen außerhalb der normalen Menstruationszyklen.
  • Beckenschmerzen
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
  • Unerklärlicher Gewichtsverlust
Entdecken Sie diese oder ähnlich Symptome bei sich, suchen Sie Ihren Frauenarzt bzw. Ihre Frauenärztin auf. Besonders wenn Sie Blutungen NACH der Menopause haben, klären Sie diese schnell ab. Früh erkannt, ist Gebärmutterkrebs oft gut behandelbar und die Heilungschancen sind höher. Endometriumkrebs wird über verschiedene Methoden diagnostiziert, die oft miteinander kombiniert werden:
  • Abfrage der Krankengeschichte und körperliche Untersuchung
  • Ultraschall über die Vagina zur Messung der Dicke des Endometriums
  • Untersuchung einer Gewebeprobe. Dazu wird mit einer Biopsienadel, einem kleinen Löffel oder einer Saugvorrichtung eine kleines Stück Endometrium entnommen und mikroskopisch auf krebsbedingte Veränderungen hin analysiert.
  • Bei einer so genannten Hysteroskopie wird eine dünne, beleuchtete Röhre (Hysteroskop) in die Gebärmutter eingeführt, um das Endometrium zu untersuchen und ggfs. Gewebeproben zu entnehmen.
  • Bildgebende Verfahren wie Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT) oder Positronen-Emissions-Tomographie (PET) ergänzen die Diagnostik. Dadurch werden Stadium des Krebses und seine Ausbreitung bestimmt.

Die Behandlung von Gebärmutterkrebs ist von verschiedenen Faktoren abhängig, einschließlich des Stadiums des Krebses, des Grades der Tumoraggressivität, des Gesundheitszustands der Patientin und ihrer persönlichen Präferenzen.

Die Standardoperation bei Endometriumkrebs ist eine vollständige Entfernung der Gebärmutter, eine so genannte Hysterektomie. Manchmal müssen dabei auch die Eierstöcke und Eileiter mit entfernt werden. In einigen Fällen, bei einem sehr frühen Stadium des Krebses, kann auch nur eine Teilentfernung der Gebärmutter in Erwägung gezogen werden.

Eine Bestrahlung, die die Krebszellen zerstört bzw. ihr Wachstum verlangsamt, kann sowohl vor einer Operation (neoadjuvant), nach einer Operation (adjuvant) oder auch als alleinige Behandlung eingesetzt werden.

Ist der Erkrankung weit fortgeschritten, kommt oft eine Chemotherapie zum Einsatz.

Ebenso wird bei einem fortgeschrittenen Endometriumkarzinom häufig eine  Hormontherapie angewendet. Sie verwendet Hormone oder Medikamente, um den Östrogenspiegel zu senken und so das Wachstum der Krebszellen zu verlangsamen oder zu kontrollieren.

Gezielte Therapien sind Medikamente, die spezifisch auf bestimmte Moleküle oder Proteine abzielen, die in Krebszellen gefunden werden. Sie können in einigen Fällen bei fortgeschrittenem oder wiederkehrendem Endometriumkrebs eingesetzt werden.

Die Wahl der Behandlung hängt immer vom individuellen Fall ab und wird in der Regel von einem interdisziplinären Team von Ärzten, einschließlich Gynäkologen, Onkologen und Strahlentherapeuten, festgelegt. Ziel der Behandlung ist es, den Tumor zu entfernen, das Fortschreiten des Krebses zu stoppen oder zu verlangsamen und das Risiko eines Rückfalls zu minimieren.

Sprechen Sie mit Ihren Ärzt:innen über die verschiedenen Optionen, um so die beste Entscheidung für Ihren individuellen Fall treffen zu können.

Die Forschung arbeitet kontinuierlich an der Weiterentwicklung verschiedener Behandlungsmöglichkeiten bei onkologischen Erkrankungen im Allgemeinen und bei gynäkologischen Erkrankungen im Speziellen.

  1. Genetische und molekulare Grundlagen: Wie bei anderen Krebserkrankungen auch, ist die Forschung intensiv damit beschäftigt, die genetischen und molekularen Grundlagen bei Endometriumkrebs besser zu verstehen, um dadurch neue therapeutische Ansätze zu ermöglichen.
  2. Biomarker und personalisierte Therapien: Die Forschung konzentriert sich darauf, Biomarker zu identifizieren, die das Risiko für Endometriumkrebs vorhersagen und die Behandlungsergebnisse verbessern können. Eine personalisierte Therapie könnte ermöglichen, Behandlungsansätze zu entwickeln, die speziell auf die individuellen Eigenschaften eines Tumors und der Patientin abgestimmt sind.
  3. Immuntherapie: Große Hoffnung wird auf die Immuntherapie gelegt. Sie nutzt das Immunsystem des Körpers, um Krebszellen zu bekämpfen und wird bereits erfolgreich bei anderen Krebserkrankungen eingesetzt. Die Forschung untersucht die Wirksamkeit von Immuntherapien für Endometriumkrebs und wie sie in die Standardbehandlung integriert werden könnten.
  4. Früherkennung und Prävention: Die Entwicklung besserer Screening-Methoden und Präventionsstrategien ist von entscheidender Bedeutung, um Endometriumkrebs in einem früheren Stadium zu erkennen oder zu verhindern.

 

Die Überlebensraten für viele Arten gynäkologischer Krebserkrankungen, so auch für Gebärmutterkrebs, steigen weiter. Jedes Jahr werden Fortschritte erzielt. Doch die Finanzierung klinischer Studien ist gesunken. Seltene Krebsarten sind aufgrund ihrer geringen Inzidenzraten schwierig zu untersuchen. Daher setzt sich das Forum Gynäkologische Onkologie auch dafür ein, die Forschungsarbeit zu unterstützen und die Studienlage zu verbessern.

Wissenswert

Die Rolle der Gene: Die meisten Gebärmutterkrebserkrankungen treten sporadisch auf. Lediglich fünf bis zehn Prozent der Endometriumkarzinome sind auf genetische Mutationen zurückzuführen. Menschen mit Cowden-Syndrom oder Lynch-Syndrom haben ein erhöhtes Risiko für mehrere Krebsarten, darunter Endometrium- und Eierstockkrebs. Wenn bei Ihnen Endometriumkarzinom diagnostiziert wird, fragen Sie unbedingt Ihren Arzt, ob er auf ein Lynch-Syndrom getestet wurde. Eine sehr kleine Untergruppe von Patienten mit serösem Endometriumkarzinom könnte eine vererbte zugrunde liegende BRCA1- Mutation als Ursache ihrer Krankheit haben, es gibt jedoch keine klaren Richtlinien für Gentests auf BRCA1 -Mutationen. 

Schützende Wirkung: Die Einnahme der Antibabypille, Schwangerschafte(n) und körperliche Aktivitäten senken das Risiko an Endometriumkrebs zu erkranken.

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