Gebärmutterhalskrebs

"Dann erfährt man von der Lebenden, die Krebs haben - hatten - und merkt, das ist auch was, womit man leben kann. Wonach man leben kann. Das gibt auch Kraft."
Anja Hunsinger, Diagnose 2022

Gebärmutterhalskrebs oder auch Zervixkarzinom ist weltweit die vierthäufigste Krebserkrankung bei Frauen. In Deutschland sind jährlich ungefähr 4.400 Frauen davon betroffen. Das Zervixkarzinom wird fast ausschließlich durch Humane Papillomviren (HPV) verursacht. Wobei es von einer Infektion mit HP-Viren bis zur Entstehung von Gebärmutterhalskrebs Jahre oder sogar Jahrzehnte dauern kann. Daher liegt das typische Erkrankungsalter auch zwischen 40 und 59 Jahren.

Da der Muttermund – dort wo der Gebärmutterhalskrebs häufig entsteht – bei Untersuchungen gut sichtbar ist, kann der Krebs oft frühzeitig erkannt und erfolgreich behandelt werden. Nicht zuletzt auch aus diesem Grund, hat Gebärmutterhalskrebs eine gute Prognose, geheilt zu werden.  

Die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs ist in den meisten Fällen auf eine länger bestehende Infektion mit bestimmten HPV-Viren zurückzuführen. Diese Viren werden durch direkten Haut- oder Schleimhautkontakt übertragen. Es gibt verschiedene Virus-Typen. Einige davon gelten als „Hochrisiko-Viren“ und stellen den Hauptfaktor für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs dar.

Die meisten Frauen brauchen jedoch keine Angst vor einer HPV-Infektion zu haben. In den meisten Fällen heilt die Infektion von alleine ab und selbst bei dauerhafter Infektion entsteht nur selten Krebs. Warum sich bei manchen Frauen Krebs bildet und bei anderen nicht, ist noch unklar. Weitere begünstigende Faktoren für Krebsvorstufen oder Gebärmutterhalskrebs sind beispielsweise Rauchen oder eine geschwächte Immunabwehr, die durch eine HIV-Infektion oder bestimmte Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken, verursacht werden kann. Im Gegensatz zum Brustkrebs spielt eine erbliche Veranlagung hierbei keine Hauptrolle.

In einem frühen Stadium macht Gebärmutterhalskrebs meist keine Beschwerden, so dass es keine sicheren Anzeichen gibt. Oft treten im Verlauf unspezifische Krankheitszeichen wie allgemeine Müdigkeit, unerklärliche Gewichtsabnahme, Unterleibsschmerzen oder unregelmäßige Blutungen auf.

Beachten Sie aber: Diese Beschwerden können zwar Hinweise auf Gebärmutterhalskrebs sein, können aber auch ganz andere Ursachen haben!

Folgende Anzeichen können auf Gebärmutterhalskrebs hindeuten:

  • Ungewöhnliche Blutungen, zum Beispiel nach den Wechseljahren, außerhalb der Monatsblutung oder nach dem Geschlechtsverkehr.
  • Monatsblutungen, die länger als sieben Tage andauern.
  • Übelriechender Ausfluss aus der Scheide.
  • Fleischwasserfarbiger Ausfluss aus der Scheide.
  • Schmerzen im Unterbauch oder Becken.
  • Schmerzen beim Stuhlgang oder Wasserlassen.
  • Ungewöhnliche Schwellungen.
  • Schmerzen in Flanken oder Rücken, wenn sich Urin in der Niere gestaut hat.

 

Gehen Sie zu Ihren Frauenärzt:innen wenn diese oder ähnliche Beschwerden bei Ihnen auftreten. Ihre Ärzt:innen werden Sie zunächst gynäkologisch untersuchen und einen so genannten Pap-Abstrich bei Ihnen durchführen. Damit werden Zellen aus dem Gebärmutterhals entnommen und auf Anzeichen von krebsbedingten Veränderungen untersucht. In einigen Fällen kann auch eine Kolposkopie durchgeführt werden, bei der der Gebärmutterhals genauer betrachtet wird. Stellen die Ärzt:innen verdächtige Veränderungen fest, kann eine Biopsie Klarheit bringen. Dabei werden Gewebeproben entnommen und im Labor untersucht.

Generell gilt: Je früher eine krankhafte Veränderung des Gebärmutterhalses entdeckt wird, umso besser sind die Heilungschancen!

Wurde Gebärmutterhalskrebs bei Ihnen festgestellt, werden Ihre behandelnden Ärzt:innen die Therapieoptionen mit Ihnen besprechen. Dabei hängt die Behandlung vom Stadium der Erkrankung ab. In den frühen Stadien kann eine Operation durchgeführt werden. Entweder wird dazu das betroffene Gewebe kegelförmig aus dem Gebärmutterhals herausgeschnitten oder auch die Gebärmutter komplett entfernt. Ist der Krebs weiter fortgeschritten können zusätzliche eine Strahlen- oder Chemotherapie oder auch eine Kombination beider zum Einsatz kommen. Die Wahl der Behandlung hängt von individuellen Faktoren ab und wird gemeinsam mit Ihrem Arzt besprochen.

Die Forschung zur Behandlung von Zervixkarzinomen hat in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte gemacht. Einige der vielversprechendsten Entwicklungen:

 

  1. Checkpoint-Inhibitoren haben in der Behandlung von verschiedenen Krebsarten bemerkenswerte Ergebnisse erzielt. Aktuelle Studien untersuchen die Anwendung von Immuntherapie auch bei fortgeschrittenem Zervixkarzinom. Durch die Stärkung des Immunsystems sollen die körpereigenen Abwehrkräfte gegen den Krebs aktiviert und verstärkt werden.
  2. Zielgerichtete Therapien: Fortschritte in der molekularen Diagnostik haben dazu geführt, dass bestimmte genetische Veränderungen und Signalwege, die beim Zervixkarzinom eine Rolle spielen, identifiziert wurden. Diese Erkenntnisse eröffnen Möglichkeiten für gezielte Therapien, die auf spezifische molekulare Veränderungen abzielen und den Tumor gezielt angreifen.
  3. Strahlentherapie-Technologien: Neue Technologien in der Strahlentherapie, wie die intensitätsmodulierte Strahlentherapie (IMRT) und die bildgesteuerte Strahlentherapie (IGRT), ermöglichen eine präzisere Bestrahlung des Tumors und eine Schonung des umliegenden gesunden Gewebes. Dies führt zu einer besseren lokalen Kontrolle des Tumors und einer Verringerung der Nebenwirkungen.
  4. Kombinationstherapien: Studien zeigen, dass die Kombination verschiedener Behandlungsmodalitäten wie Chemo- und Strahlentherapie die Wirksamkeit der Behandlung verbessern kann. Auch die Kombination von Chemotherapie und Immuntherapie wird derzeit untersucht und zeigt vielversprechende Ergebnisse.
  5. Präzisionsmedizin und personalisierte Therapie: Durch die individuelle Charakterisierung des Tumors auf molekularer Ebene können Behandlungsansätze maßgeschneidert werden. Dies ermöglicht eine personalisierte Therapie, die auf die spezifischen Merkmale des Tumors und des Patienten zugeschnitten ist.

 

Es ist wichtig zu wissen, dass sich die Forschung ständig weiterentwickelt und neue Erkenntnisse gewonnen werden. Klinische Studien spielen eine entscheidende Rolle bei der Bewertung der Sicherheit und Wirksamkeit neuer Therapieansätze. Menschen, die von Zervixkarzinom betroffen sind, sollten mit Ihren behandelnden Ärzt:innen über mögliche innovative Therapieoptionen und die Teilnahme an klinischen Studien sprechen, um Zugang zu den neuesten Entwicklungen in der Behandlung zu erhalten.

Schon gewusst?

Früherkennung: Frauen ab 20 haben einmal jährlich Anspruch auf einen so genannten Pap-Test. Dabei handelt es sich um einen Zellabstrich aus dem Gebärmutterhals, der im Labor auf krankhafte Veränderungen hin untersucht wird, so dass Krebsvorstufen schnell erkannt werden können. Frauen ab 35 können alle drei Jahre eine Kombinationsuntersuchung aus Pap-Test und Test auf bestimmte HP-Viren (HPV-Test) wahrnehmen.

Vorbeugung: Gebärmutterhalskrebs ist eine der wenigen Krebsarten vor der man sich mit einer Impfung gegen die verursachenden HP-Viren schützen kann. Die Impfung sollte allerdings bereits im Mädchenalter vor den ersten sexuellen Kontakten erfolgen.

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